Projekt des Psychosozialen Zentrums
Pfalz in der Aufnahmeeinrichtung für
Asylbegehrende (AfA) in Speyer
8.4.2020 | Seit 1. Juli 2019 wird die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA)
in Speyer offiziell als eine von zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz
geführt. Damit verbunden sind neue Aufgaben und Funktionen, so werden
Asylsuchende hier nicht nur versorgt, sondern auch registriert und erkennungs-
dienstlich behandelt. Nach Abschluss aller Umbauarbeiten können zukünftig bis zu
1.125 Flüchtlinge am Standort Speyer untergebracht werden. Damit verbunden hat
auch das Psychosoziale Zentrum (PSZ) Pfalz in Trägerschaft der Diakonie Pfalz in
Speyer sein Angebot ausgebaut.
Neben der psychosozialen Beratung schutzbedürftiger und/oder traumatisierter
erwachsener Flüchtlinge, sollen dort insbesondere psychisch stark belastete
geflüchtete Kinder begleitet werden. Im Heimatland und/oder auf der Flucht haben
diese Kinder sehr häufig Krieg und Gewalt erlebt. Die angespannte Situation in der
Aufnahmeeinrichtung, erlebte Abschiebeversuche oder vollzogene Abschiebungen
bei den AfA Bewohnern verunsichern die Kinder und Jugendlichen zusätzlich.
Diese traumatischen Erlebnisse können sich auf vielfältige Weise auf das Wohl-
befinden der Kinder und Jugendlichen auswirken. So können Zurückgezogenheit,
Konzentrationsstörungen, innere Anspannung und Unruhe, aber auch aggressives
Verhalten und Angsterleben Symptome einer Traumafolgestörung sein. Um einer
Chronifizierung vorzubeugen ist eine frühzeitige psychosoziale und psycho-
therapeutische Begleitung, am besten vor Ort in der Aufnahmeeinrichtung, sehr
hilfreich. Die betroffenen Kinder können durch die geplanten Maßnahmen zur Ruhe
kommen und ihre Erlebnisse besser verarbeiten.
„Stabilisierungskonzept Sonnenschein“
Das PSZ Pfalz hat das „Stabilisierungskonzept Sonnenschein“ entwickelt, das
verschiedene Zielgruppen und Aktivitäten beinhaltet. Gestartet sind bereits:
1. Zielgruppe: Eltern
Wie oben bereits dargelegt, sind auch die Eltern durch die vergangenen Erlebnisse
und die gegenwärtige Unsicherheit psychisch stark belastet. Diese innere An-
spannung und Unruhe wirken sich auf die ganze Familie aus. Das Erlernen von
Übungen zur Körperwahrnehmung, Achtsamkeit und spezielle Atemtechniken
tragen zur Entspannung und psychischen Stabilisierung bei.
Wir führen deshalb eine Frauengruppe durch, die im geschützten Frauentrakt
stattfindet. Mit weiteren Klienten*innen wird nach Bedarf gearbeitet. So betreut
unsere Gruppenleiterin beispielsweise noch einige Frauen, die im Rollstuhl sitzen
und wegen Barrierefreiheit in einem anderen Haus unterbracht werden müssen.
Zielsetzung:
mehr Entspannung durch die Anwendung der gelernten Haltungs- und Atem-
techniken
mehr Gelassenheit im Umgang mit Kind und Partner
2. Zielgruppe: Eltern mit (Klein)kindern
In dieser Altersgruppe ist es für kleine Kinder besonders schwer, die Erlebnisse aus
der Vergangenheit und die derzeitige Situation in der Aufnahmeeinrichtung zu
begreifen. Oftmals kommt es zur Übertragung von Angst und Verzweiflung durch
die Eltern und führt bei den Kindern zu starker Verunsicherung. Um das Gefühl von
Sicherheit und Vertrauen wieder zu erlangen, wird eine Verbesserung der Eltern-
Kind-Bindung angestrebt. Hierfür muss ein entsprechender Rahmen geschaffen
werden.
Dieses Angebot haben wir erst vor einigen Wochen gestartet, es findet ebenfalls im
Frauentrakt statt. Das Angebot wurde von den Frauen und Kindern sehr gut ange-
nommen. Die Gruppe leiten eine Sozialpädagogin und eine Gestalttherapeutin,
beide sind an das PSZ angebunden. Bei den Bewohnerinnen kamen besonders die
musikalischen und maltherapeutische Elemente sehr gut an.
Zielsetzung:
harmonischere Eltern-Kind Interaktion, dadurch ein geringeres Weinverhalten,
mehr Wohlbefinden
altersgemäße Entdeckungsfreude und lernen von erster Selbstbestimmtheit
3. Zielgruppe: Pädagogische Fachkräfte
In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Offensive Bildung“ besteht die Möglichkeit, die
Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes, der Kinderbetreuung und die Lehrkräfte ge-
zielt und nachhaltig durch Weiterbildungs-maßnahmen zum Thema „Förderung von
Resilienz und seelische Gesundheit in Kindertageseinrichtungen“ zu unterstützen.
Zielsetzung:
bessere Einschätzung der Belastungssituation bei den Kindern und Jugendlichen
leichtere Identifizierung von besonders vulnerablen Personen
Verbesserung der Resilienz und Stärken von kindlichen Schutzfaktoren
Insgesamt werden über mindestens ein Jahr hinweg alle Erzieherinnen der Kinder-
betreuung in verschiedenen Modulen zum obigen Thema geschult. Die Rück-
meldungen aller Beteiligten waren bis jetzt sehr positiv.
Das Konzept enthält weitere Angebote, die nach Bedarf und Förderung
durchgeführt werden:
4. Zielgruppe: Kinder 6 bis 12 Jahre
Auf der Grundlage des Stabilisierungskonzepts von START- Kids (Stress-Trauma-
symptoms-Arousal-Regulation-Treatment/A. Dixius und E. Möhler, 2017) wird für
Jungen und Mädchen ein Gruppenangebot durchgeführt. Spielerisch wird die
Entwicklung von Skills zur Emotionsregulation und Arousal-Modulation gefördert
und somit zur psychischen Stabilisierung beigetragen.
Zielsetzung:
bessere emotionale Selbstregulation (z.B. Wut) durch Anwenden der gelernten
Skills
bessere soziale Kompetenzen, z.B. im Umgang mit anderen Kindern
5. Zielgruppe: Mädchen 12 bis 18 Jahre
Für die jungen Mädchen wird ein Gruppenangebot zum Thema „Kreativ, fit und
stark“ angeboten. Da es hier besonders wichtig ist, die Akzeptanz der Jugendlichen
(und der Eltern) zu gewinnen, sollte sich das Angebot nach deren Bedürfnissen und
Wünschen richten. Die Herstellung von Schmuck, designen von Fingernägeln, aber
auch Tanz und Theater sind vorstellbar. Da das START-Konzept auch für Jugendliche
vorliegt, können hieraus „nebenbei“ einzelne Elemente vermittelt und Skills erlernt
werden. Außer den Belastungen durch die Erlebnisse im Heimatland und/oder auf
der Flucht, müssen die Jugendlichen auch ihre eigene Identität entwickeln.
Kulturelle Unterschiede wie z.B. die Rolle der Frau werden hier deutlich wahr-
genommen und führen zusätzlich zur Verunsicherung. Das Gruppenangebot kann
dabei helfen, das eigene Selbstwertgefühl zu verbessern. In einem vertrauensvollen
Setting können aufkommende Fragen zum Thema Körper und Gesundheit auf-
gegriffen werden.
Zielsetzung:
bessere emotionale Selbstregulation durch Anwenden der gelernten Skills
höheres Selbstwertgefühl und Eigenakzeptanz
Kurzvorstellung des PSZ Pfalz ... hier
Projekt des Psychosozialen
Zentrums Pfalz in der
Aufnahmeeinrichtung für
Asylbegehrende (AfA) in Speyer
8.4.2020 | Seit 1. Juli 2019 wird die
Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende
(AfA) in Speyer offiziell als eine von zwei
Erstaufnahmeeinrichtungen in Rheinland-
Pfalz geführt. Damit verbunden sind neue
Aufgaben und Funktionen, so werden
Asylsuchende hier nicht nur versorgt,
sondern auch registriert und erkennungs-
dienstlich behandelt. Nach Abschluss aller
Umbauarbeiten können zukünftig bis zu
1.125 Flüchtlinge am Standort Speyer
untergebracht werden. Damit verbunden hat
auch das Psychosoziale Zentrum (PSZ) Pfalz
in Trägerschaft der Diakonie Pfalz in Speyer
sein Angebot ausgebaut.
Neben der psychosozialen Beratung
schutzbedürftiger und/oder traumatisierter
erwachsener Flüchtlinge, sollen dort ins-
besondere psychisch stark belastete
geflüchtete Kinder begleitet werden. Im
Heimatland und/oder auf der Flucht haben
diese Kinder sehr häufig Krieg und Gewalt
erlebt. Die angespannte Situation in der
Aufnahmeeinrichtung, erlebte Abschiebe-
versuche oder vollzogene Abschiebungen bei
den AfA Bewohnern verunsichern die Kinder
und Jugendlichen zusätzlich.
Diese traumatischen Erlebnisse können sich
auf vielfältige Weise auf das Wohlbefinden
der Kinder und Jugendlichen auswirken. So
können Zurückgezogenheit, Konzentrations-
störungen, innere Anspannung und Unruhe,
aber auch aggressives Verhalten und Angst-
erleben Symptome einer Traumafolge-
störung sein. Um einer Chronifizierung
vorzubeugen ist eine frühzeitige psycho-
soziale und psychotherapeutische
Begleitung, am besten vor Ort in der
Aufnahmeeinrichtung, sehr hilfreich. Die
betroffenen Kinder können durch die
geplanten Maßnahmen zur Ruhe kommen
und ihre Erlebnisse besser verarbeiten.
„Stabilisierungskonzept
Sonnenschein“
Das PSZ Pfalz hat das „Stabilisierungskonzept
Sonnenschein“ entwickelt, das verschiedene
Zielgruppen und Aktivitäten beinhaltet.
Gestartet sind bereits:
1. Zielgruppe: Eltern
Wie oben bereits dargelegt, sind auch die
Eltern durch die vergangenen Erlebnisse und
die gegenwärtige Unsicherheit psychisch
stark belastet. Diese innere Anspannung und
Unruhe wirken sich auf die ganze Familie
aus. Das Erlernen von Übungen zur Körper-
wahrnehmung, Achtsamkeit und spezielle
Atemtechniken tragen zur Entspannung und
psychischen Stabilisierung bei.
Wir führen deshalb eine Frauengruppe
durch, die im geschützten Frauentrakt
stattfindet. Mit weiteren Klienten*innen wird
nach Bedarf gearbeitet. So betreut unsere
Gruppenleiterin beispielsweise noch einige
Frauen, die im Rollstuhl sitzen und wegen
Barrierefreiheit in einem anderen Haus
unterbracht werden müssen.
Zielsetzung:
mehr Entspannung durch die Anwendung
der gelernten Haltungs- und Atem-
techniken
mehr Gelassenheit im Umgang mit Kind
und Partner
2. Zielgruppe: Eltern mit
(Klein)kindern
In dieser Altersgruppe ist es für kleine Kinder
besonders schwer, die Erlebnisse aus der
Vergangenheit und die derzeitige Situation in
der Aufnahmeeinrichtung zu begreifen. Oft-
mals kommt es zur Übertragung von Angst
und Verzweiflung durch die Eltern und führt
bei den Kindern zu starker Verunsicherung.
Um das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen
wieder zu erlangen, wird eine Verbesserung
der Eltern-Kind-Bindung angestrebt. Hierfür
muss ein entsprechender Rahmen geschaf-
fen werden.
Dieses Angebot haben wir erst vor einigen
Wochen gestartet, es findet ebenfalls im
Frauentrakt statt. Das Angebot wurde von
den Frauen und Kindern sehr gut ange-
nommen. Die Gruppe leiten eine Sozial-
pädagogin und eine Gestalttherapeutin,
beide sind an das PSZ angebunden. Bei den
Bewohnerinnen kamen besonders die
musikalischen und maltherapeutische
Elemente sehr gut an.
Zielsetzung:
harmonischere Eltern-Kind Interaktion,
dadurch ein geringeres Weinverhalten,
mehr Wohlbefinden
altersgemäße Entdeckungsfreude und
lernen von erster Selbstbestimmtheit
3. Zielgruppe: Pädagogische
Fachkräfte
In Zusammenarbeit mit dem Projekt
„Offensive Bildung“ besteht die Möglichkeit,
die Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes, der
Kinderbetreuung und die Lehrkräfte gezielt
und nachhaltig durch Weiterbildungs-
maßnahmen zum Thema „Förderung von
Resilienz und seelische Gesundheit in
Kindertageseinrichtungen“ zu unterstützen.
Zielsetzung:
bessere Einschätzung der Belastungs-
situation bei den Kindern und Jugend-
lichen
leichtere Identifizierung von besonders
vulnerablen Personen
Verbesserung der Resilienz und Stärken
von kindlichen Schutzfaktoren
Insgesamt werden über mindestens ein Jahr
hinweg alle Erzieherinnen der Kinder-
betreuung in verschiedenen Modulen zum
obigen Thema geschult. Die Rückmeldungen
aller Beteiligten waren bis jetzt sehr positiv.
Das Konzept enthält weitere Angebote, die
nach Bedarf und Förderung durchgeführt
werden:
4. Zielgruppe: Kinder 6 bis 12
Jahre
Auf der Grundlage des Stabilisierungs-
konzepts von START- Kids (Stress-Trauma-
symptoms-Arousal-Regulation-Treatment/A.
Dixius und E. Möhler, 2017) wird für Jungen
und Mädchen ein Gruppenangebot durch-
geführt. Spielerisch wird die Entwicklung von
Skills zur Emotionsregulation und Arousal-
Modulation gefördert und somit zur
psychischen Stabilisierung beigetragen.
Zielsetzung:
bessere emotionale Selbstregulation (z.B.
Wut) durch Anwenden der gelernten Skills
bessere soziale Kompetenzen, z.B. im
Umgang mit anderen Kindern
5. Zielgruppe: Mädchen 12 bis 18
Jahre
Für die jungen Mädchen wird ein Gruppen-
angebot zum Thema „Kreativ, fit und stark“
angeboten. Da es hier besonders wichtig ist,
die Akzeptanz der Jugendlichen (und der
Eltern) zu gewinnen, sollte sich das Angebot
nach deren Bedürfnissen und Wünschen
richten. Die Herstellung von Schmuck,
designen von Fingernägeln, aber auch Tanz
und Theater sind vorstellbar. Da das START-
Konzept auch für Jugendliche vorliegt,
können hieraus „nebenbei“ einzelne
Elemente vermittelt und Skills erlernt
werden. Außer den Belastungen durch die
Erlebnisse im Heimatland und/oder auf der
Flucht, müssen die Jugendlichen auch ihre
eigene Identität entwickeln. Kulturelle
Unterschiede wie z.B. die Rolle der Frau
werden hier deutlich wahrgenommen und
führen zusätzlich zur Verunsicherung. Das
Gruppenangebot kann dabei helfen, das
eigene Selbstwertgefühl zu verbessern. In
einem vertrauensvollen Setting können
aufkommende Fragen zum Thema Körper
und Gesundheit aufgegriffen werden.
Zielsetzung:
bessere emotionale Selbstregulation
durch Anwenden der gelernten Skills
höheres Selbstwertgefühl und
Eigenakzeptanz
Kurzvorstellung des PSZ Pfalz ... hier