BEST PRACTICE
Fachstelle für geflüchtete Kinder,
Jugendliche und Eltern
15.12.2020 | Ende 2018 nahm die Fachstelle für geflüchtete Kinder, Jugendliche und
Eltern — innerhalb des Psychosozialen Zentrum IN TERRA des Caritasverbands
Rhein-Mosel-Ahr e.V. — in Mayen die Arbeit auf.
Das Psychosoziale Zentrum blickt auf langjährige Erfahrungen sozialpädagogischer
Angebote mit geflüchteten Kindern, Jugendlichen und deren Eltern zurück. Sozialer
Rückzug, Konzentrationsprobleme, Konfliktunfähigkeit und Entwurzelung lassen
Lehrer, Erzieher und das Umfeld die besonderen Bedürfnisse der Kinder spüren.
Um die speziellen Bedarfe aufzufangen und Eltern in ihren Kompetenzen des ‚Eltern
seins‘ zu unterstützen, entwickelte das PSZ in der Fachstelle für geflüchtete Kinder,
Jugendliche und Eltern Schutzraumkonzepte für Kinder und ihre Eltern. Im Gespräch
erläutern Inga Schroeder, Inga Machleit und Markus Göpfert, wie die Fachstelle
aufgebaut ist und wieso „Einfach machen!“ schon die halbe Miete ist.
Ferienfreizeit 2019 | Foto: Inga Schroeder
Therapeutische Kinder- und Jugendgruppen
„Wir sagen, die Kinder brauchen einen Raum, in dem sie sein können mit ihrer
Geschichte.“ — Im Rahmen des Therapieangebots des PSZ fiel auf, dass Kinder dem
Einzelsetting der therapeutischen Gespräche oft noch gar nicht gewachsen sind.
„Die Kinder brauchen eigentlich etwas ganz anderes, sie brauchen unter anderem
Unterstützung im Erlernen von Grund- und Sozialkompetenzen“, betont Fachdienst-
leiter Markus Göpfert. Vor diesem Hintergrund sind die therapeutischen Kinder-
und Jugendgruppen entstanden, die mit ihrem strukturellen und regelmäßigen
Angebot einen sehr hohen stabilisierenden Charakter für die Flüchtlingskinder
haben. Die Gruppen folgen dem immer gleichen Prinzip: der Befindlichkeitsrunde
wird ein psycho-edukatives Angebot angeschlossen. Inhalte können dabei
unterschiedlich sein.
Inga Schroeder: „Zurzeit behandeln wir das Thema „Achtsamkeit“: Wie achtsam gehe ich
mit mir selber um? Mein Selbstwertgefühl, Mobbing in der Schule oder Mobbing im
Freundeskreis. Wie geht man damit um, was macht das mit mir?“
Nach vorheriger Absprache mit der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin im
PSZ können auch migrationsspezifische Themen angesprochen werden. Zuletzt
malten und gestalteten die Kinder Häuser im Rahmen „Meine Heimat, meine Familie
— Wo komme ich her“. In dem Setting der Gruppe können die Sozialarbeiter die
aufkommende Fluchtgeschichte gut auffangen und den Kindern durch die
Betonung „Das war damals.“ und „Jetzt sind wir hier.“ die notwendige Sicherheit
vermitteln.
Die Gruppen sind bewusst als Schutzraumkonzept nur für Kinder und Jugendliche
mit Fluchterfahrung konzipiert.
Markus Göpfert: „Wir sagen, die Kinder brauchen einen Raum, in dem sie sein können
mit ihrer Geschichte. Das zeigt das eben genannte Beispiel: wir sprechen über Herkunft,
Familie und da nimmt die Fluchtgeschichte einen ganz großen Raum ein. Ich glaube, dass
Kinder das in einem anderen Setting nicht so intensiv
bearbeiten würden, oder das überhaupt erzählen würden.
Meine Erfahrung zeigt, dass sie sich eher schämen. Sie wollen
so sein wie die anderen und sowas erzählt man nicht.
Deshalb ist es wichtig, einen Schutzraum zu haben, wo Kinder
auch wissen, da sind andere Kinder, die haben ähnliches
erlebt, die kennen das, ich muss niemanden schützen vor
meinen Erfahrungen und ich kann und darf das erzählen.“
Neben den großen Themen, bietet das niedrigschwellige Angebote aber auch Raum
für alltägliche Belange. Wenn ein Kind an einem Tag ein Anliegen oder akutes
Problem hat, können die Sozialarbeiter situativ darauf reagieren und innere und
äußere Konflikte nachhaltig lösen. Die Fachstelle für geflüchtete Kinder, Jugendliche
und Eltern hat die Möglichkeit, die Angebote für die Kinder differenziert
auszugestalten, ermutigt jedoch jeden zum Nachmachen:
Markus Göpfert: „Viele Lehrer, Pädagogen und Erzieher haben einen hohen Respekt vor
der Arbeit mit Flüchtlingskindern und sehen da besondere Herausforderungen. Teilweise
gibt es diese auch, doch schaut man sich das STOP-Modell an, nach dem wir in den
Gruppen arbeiten, sind da ganz einfache pädagogische Regeln. Es gibt schon Struktur
regelmäßig die Schule zu besuchen, regelmäßig in den Kindergarten zu gehen. Das ist
Struktur, die die Kinder schon ganz lange nicht mehr hatten. Man muss sich sehr
bewusst machen, dass ganz normale Formate aus der Kinder- und Jugendarbeit, die ich
gut einsetzen kann, für Flüchtlingskinder eine ganz andere Relevanz haben, weil sie diese
Basics liefern.“
Mit zwanglosen Aktionen, wie Kreativ- und Sportangeboten oder kochen, kann
durch niedrigeschwellige Beziehungsarbeit in den Gruppen, den Kindern die
notwendige Unterstützung für die Integrationsanforderungen gegeben werden.
Elternkurse
„Diese Erfahrungen, die kannst du aus keinem Fachbuch nehmen.“ — Nach einem Jahr
intensiver Vorbereitungszeit startete im Sommer 2019 der erste interkulturelle
Elternkurs der Fachstelle in Mayen. Nach dem Vorbild der Elterntrainings von
Refugio München entwickelt, wurde das Konzept auf die Gegebenheiten des
ländlichen Raums vor Ort angepasst. Die Kurse beinhalten sechs Module, die in
Kooperation mit der Lebensberatungsstelle Mayen, Eltern in ihren Kompetenzen
stärken und Inhalte der klassischen Elternarbeit vermitteln sollen. Als Methode wird
das „interkulturelle Pendeln“ verwendet, welches den Kurs kommunikativ und
reflexiv gestaltet.
Inga Machleit: „Wir sind in einem ständigen Austausch wie es in den Herkunftsländern
war, wie es hier in Deutschland ist. Den Eltern wird ja leider vieles abgesprochen, des-
wegen versuchen wir durch das Pendeln einen Konsens zu finden, aus dem was die Eltern
mitbringen und wie das in Deutschland letztendlich gelebt werden kann. Da entstehen
durchaus Aha-Erlebnisse auf beiden Seiten.“
Inhalte der Module können dabei sehr unterschiedlich sein: neben der grund-
sätzlichen Erläuterung staatlicher bzw. institutioneller Strukturen, wie denen des
Jugendamts, des Familiengerichts oder verschiedener Beratungsstellen, werden
auch psychosoziale Themen, wie z.B. das der Traumafolgestörung, bearbeitet.
Einige Eltern erkennen dabei Symptomatik bei sich oder auch bei ihren Kindern
wieder. Diese Auffälligkeiten der Kinder werden gerade im schulischen Kontext als
kritisch erfasst.
Inga Machleit: „Aus der Angst ‚Mein Kind ist nicht gut in der Schule, also hat mein Kind
keine gute Zukunft hier in Deutschland‘ oder ‚Wir werden nicht gut angesehen‘ wird nicht
selten enormer Druck auf die Kinder ausgeübt, die die Symptomatik verschärfen können.
Gerade diese Themen können wir im Gruppensetting, aber auch bei Bedarf in Einzel-
gesprächen gut aufgreifen. Die Trainings sind ein Raum, wo unter Gleichen auch diese
persönlichen Fragen, soweit es gewünscht wird und sie sich trauen, angesprochen
werden können.“
Anders als bei Refugio München ist es der Fachstelle nicht möglich, mit mutter-
sprachlichen Pädagogen zu arbeiten. Die Module werden von Sprachmittlern unter-
stützt, weswegen die Kurse sprachen- und somit auch länderspezifisch gestaltet
werden.
Auch wenn es auf beiden Seiten großes Interesse am Austausch gibt, ist dieser nicht
immer einfach. Wichtig ist es, beiderseitig vorhandene Stereotype abzulegen. Bisher
habe es aber noch keinen Konflikt gegeben, der nicht aufzulösen war.
Inga Machleit: „Wir nehmen sehr viel Verständnis von Seiten der Eltern wahr, egal ob
Schulsystem, Gesundheitssystem oder Staatssystem. Teilweise ist vielleicht etwas staunen
dabei. Hier dürfen Kinder und Jugendliche vieles mitbestimmen. Da wird vielleicht ein
bisschen mit dem Kopf geschüttelt, aber nicht so, dass einer sagt, ich lehne das gänzlich
ab. Viele scheuen sich im Gegensatz dazu eher den Kindern klare Grenzen zu setzen.
Gerade bei geflüchteten Eltern steckt da sehr viel Schuld für die Entbehrungen, die
Fluchtgeschichte und die erlebten Kriegszustände hinter. Sie wollen ihren Kindern vieles
ermöglichen und meinen, sie mit allem überschütten zu müssen. Da ist es auch wichtig in
den Elternkursen darauf hinzuweisen, dass das gar nicht sein muss.“
Das Team der Fachstelle bekommt, nach kurzer Unterbrechung durch Corona, kurz
vor Ende des ersten Durchlaufs durchweg positives Feedback der Eltern.
Inga Machleit: „Im September konnten wir das vorletzte Modul nachholen. Da kam alle
Eltern und haben schon gesagt „Wir haben das vermisst!“. Es ist viel Vergleich und viel
Hilfestellung, aber es lohnt sich. Diese Erfahrungen, die kannst du aus keinem Fachbuch
nehmen.“
Aufgrund der aktuellen Bestimmungen steht das abschließende Modul noch aus.
Der Beginn des neuen Kurses wird sich ebenfalls verzögern.
Hardfacts Spielgruppe:
Entstehung: 2016
Gruppen (unter Corona): fünf Gruppen à vier bis fünf Kinder
Altersstruktur: Sechs-/Siebenjährige, Acht-/Neun- bis Zehnjährige und Zehn- bis
Dreizehnjährige
(Jugendliche, die früher in der Gruppe waren, haben danach Zugang zu
verschiedenen Projekten)
Taktung (unter Corona): 2wöchig
Hardfacts interkultureller Elternkurs:
Entstehung: Sommer 2019
Gruppen: sechs Elternpaare
Taktung: sechs Module
Sprache: einsprachig, wechselnd je nach Kurs
Vorbild: Elterntraining Refugio München (klick mich an)
Kontakt:
Markus Göpfert | Tel. 02651 — 98 69-140
goepfert-m@caritas-mayen.de
Inga Machleit | Tel. 02651 — 98 69-182
machleit-i@caritas-mayen.de
Inga Schroeder | Tel. 02651 — 98 69-181
schroeder-i@caritas-mayen.de
Maria Zagaynova | Tel. 02651 — 98 69-133
zagaynova-m@caritas-mayen.de
Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text darauf verzichtet, geschlechtsspezifische
Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in
männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in
gleicher Weise.
BEST PRACTICE
Fachstelle für geflüchtete
Kinder, Jugendliche und Eltern
15.12.2020 | Ende 2018 nahm die Fachstelle
für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Eltern —
innerhalb des Psychosozialen Zentrum IN
TERRA des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr
e.V. — in Mayen die Arbeit auf.
Das Psychosoziale Zentrum blickt auf lang-
jährige Erfahrungen sozialpädagogischer
Angebote mit geflüchteten Kindern, Jugend-
lichen und deren Eltern zurück. Sozialer
Rückzug, Konzentrationsprobleme, Konflikt-
unfähigkeit und Entwurzelung lassen Lehrer,
Erzieher und das Umfeld die besonderen
Bedürfnisse der Kinder spüren. Um die
speziellen Bedarfe aufzufangen und Eltern in
ihren Kompetenzen des ‚Eltern seins‘ zu
unterstützen, entwickelte das PSZ in der
Fachstelle für geflüchtete Kinder, Jugendliche
und Eltern Schutzraumkonzepte für Kinder
und ihre Eltern. Im Gespräch erläutern Inga
Schroeder, Inga Machleit und Markus
Göpfert, wie die Fachstelle aufgebaut ist und
wieso „Einfach machen!“ schon die halbe
Miete ist.
Ferienfreizeit 2019 | Foto: Inga Schroeder
Therapeutische Kinder- und
Jugendgruppen
„Wir sagen, die Kinder brauchen einen Raum, in
dem sie sein können mit ihrer Geschichte.“ —
Im Rahmen des Therapieangebots des PSZ
fiel auf, dass Kinder dem Einzelsetting der
therapeutischen Gespräche oft noch gar
nicht gewachsen sind. „Die Kinder brauchen
eigentlich etwas ganz anderes, sie brauchen
unter anderem Unterstützung im Erlernen von
Grund- und Sozialkompetenzen“, betont
Fachdienstleiter Markus Göpfert. Vor diesem
Hintergrund sind die therapeutischen Kinder-
und Jugendgruppen entstanden, die mit
ihrem strukturellen und regelmäßigen
Angebot einen sehr hohen stabilisierenden
Charakter für die Flüchtlingskinder haben.
Die Gruppen folgen dem immer gleichen
Prinzip: der Befindlichkeitsrunde wird ein
psycho-edukatives Angebot angeschlossen.
Inhalte können dabei unterschiedlich sein.
Inga Schroeder: „Zurzeit behandeln wir das
Thema „Achtsamkeit“: Wie achtsam gehe ich mit
mir selber um? Mein Selbstwertgefühl, Mobbing
in der Schule oder Mobbing im Freundeskreis.
Wie geht man damit um, was macht das mit
mir?“
Nach vorheriger Absprache mit der Kinder-
und Jugendlichenpsychotherapeutin im PSZ
können auch migrationsspezifische Themen
angesprochen werden. Zuletzt malten und
gestalteten die Kinder Häuser im Rahmen
„Meine Heimat, meine Familie — Wo komme ich
her“. In dem Setting der Gruppe können die
Sozialarbeiter die aufkommende Flucht-
geschichte gut auffangen und den Kindern
durch die Betonung „Das war damals.“ und
„Jetzt sind wir hier.“ die notwendige Sicher-
heit vermitteln.
Die Gruppen sind bewusst als Schutzraum-
konzept nur für Kinder und Jugendliche mit
Fluchterfahrung konzipiert.
Markus Göpfert: „Wir sagen, die Kinder
brauchen einen Raum, in dem sie sein können
mit ihrer Geschichte. Das zeigt das eben
genannte Beispiel: wir sprechen über Herkunft,
Familie und da nimmt die Fluchtgeschichte
einen ganz großen Raum ein. Ich glaube, dass
Kinder das in einem anderen Setting nicht so
intensiv bearbeiten würden, oder das über-
haupt erzählen würden. Meine Erfahrung zeigt,
dass sie sich eher schämen. Sie wollen so sein
wie die anderen und sowas erzählt man nicht.
Deshalb ist es wichtig, einen Schutzraum zu
haben, wo Kinder auch wissen, da sind andere
Kinder, die haben ähnliches erlebt, die kennen
das, ich muss niemanden schützen vor meinen
Erfahrungen und ich kann und darf das
erzählen.“
Neben den großen Themen, bietet das
niedrigschwellige Angebote aber auch Raum
für alltägliche Belange. Wenn ein Kind an
einem Tag ein Anliegen oder akutes Problem
hat, können die Sozialarbeiter situativ darauf
reagieren und innere und äußere Konflikte
nachhaltig lösen. Die Fachstelle für
geflüchtete Kinder, Jugendliche und Eltern
hat die Möglichkeit, die Angebote für die
Kinder differenziert auszugestalten, ermutigt
jedoch jeden zum Nachmachen:
Markus Göpfert: „Viele Lehrer, Pädagogen und
Erzieher haben einen hohen Respekt vor der
Arbeit mit Flüchtlingskindern und sehen da
besondere Herausforderungen. Teilweise gibt es
diese auch, doch schaut man sich das STOP-
Modell an, nach dem wir in den Gruppen
arbeiten, sind da ganz einfache pädagogische
Regeln. Es gibt schon Struktur regelmäßig die
Schule zu besuchen, regelmäßig in den
Kindergarten zu gehen. Das ist Struktur, die die
Kinder schon ganz lange nicht mehr hatten.
Man muss sich sehr bewusst machen, dass ganz
normale Formate aus der Kinder- und
Jugendarbeit, die ich gut einsetzen kann, für
Flüchtlingskinder eine ganz andere Relevanz
haben, weil sie diese Basics liefern.“
Mit zwanglosen Aktionen, wie Kreativ- und
Sportangeboten oder kochen, kann durch
niedrigeschwellige Beziehungsarbeit in den
Gruppen, den Kindern die notwendige
Unterstützung für die Integrations-
anforderungen gegeben werden.
Elternkurse
„Diese Erfahrungen, die kannst du aus keinem
Fachbuch nehmen.“ — Nach einem Jahr
intensiver Vorbereitungszeit startete im
Sommer 2019 der erste interkulturelle
Elternkurs der Fachstelle in Mayen. Nach
dem Vorbild der Elterntrainings von Refugio
München entwickelt, wurde das Konzept auf
die Gegebenheiten des ländlichen Raums vor
Ort angepasst. Die Kurse beinhalten sechs
Module, die in Kooperation mit der Lebens-
beratungsstelle Mayen, Eltern in ihren
Kompetenzen stärken und Inhalte der
klassischen Elternarbeit vermitteln sollen. Als
Methode wird das „interkulturelle Pendeln“
verwendet, welches den Kurs kommunikativ
und reflexiv gestaltet.
Inga Machleit: „Wir sind in einem ständigen
Austausch wie es in den Herkunftsländern war,
wie es hier in Deutschland ist. Den Eltern wird ja
leider vieles abgesprochen, deswegen versuchen
wir durch das Pendeln einen Konsens zu finden,
aus dem was die Eltern mitbringen und wie das
in Deutschland letztendlich gelebt werden kann.
Da entstehen durchaus Aha-Erlebnisse auf
beiden Seiten.“
Inhalte der Module können dabei sehr
unterschiedlich sein: neben der grund-
sätzlichen Erläuterung staatlicher bzw.
institutioneller Strukturen, wie denen des
Jugendamts, des Familiengerichts oder
verschiedener Beratungsstellen, werden
auch psychosoziale Themen, wie z.B. das der
Traumafolgestörung, bearbeitet. Einige Eltern
erkennen dabei Symptomatik bei sich oder
auch bei ihren Kindern wieder. Diese
Auffälligkeiten der Kinder werden gerade im
schulischen Kontext als kritisch erfasst.
Inga Machleit: „Aus der Angst ‚Mein Kind ist
nicht gut in der Schule, also hat mein Kind keine
gute Zukunft hier in Deutschland‘ oder ‚Wir
werden nicht gut angesehen‘ wird nicht selten
enormer Druck auf die Kinder ausgeübt, die die
Symptomatik verschärfen können. Gerade diese
Themen können wir im Gruppensetting, aber
auch bei Bedarf in Einzelgesprächen gut
aufgreifen. Die Trainings sind ein Raum, wo
unter Gleichen auch diese persönlichen Fragen,
soweit es gewünscht wird und sie sich trauen,
angesprochen werden können.“
Anders als bei Refugio München ist es der
Fachstelle nicht möglich, mit mutter-
sprachlichen Pädagogen zu arbeiten. Die
Module werden von Sprachmittlern unter-
stützt, weswegen die Kurse sprachen- und
somit auch länderspezifisch gestaltet
werden.
Auch wenn es auf beiden Seiten großes
Interesse am Austausch gibt, ist dieser nicht
immer einfach. Wichtig ist es, beiderseitig
vorhandene Stereotype abzulegen. Bisher
habe es aber noch keinen Konflikt gegeben,
der nicht aufzulösen war.
Inga Machleit: „Wir nehmen sehr viel Ver-
ständnis von Seiten der Eltern wahr, egal ob
Schulsystem, Gesundheitssystem oder Staats-
system. Teilweise ist vielleicht etwas staunen
dabei. Hier dürfen Kinder und Jugendliche vieles
mitbestimmen. Da wird vielleicht ein bisschen
mit dem Kopf geschüttelt, aber nicht so, dass
einer sagt, ich lehne das gänzlich ab. Viele
scheuen sich im Gegensatz dazu eher den
Kindern klare Grenzen zu setzen. Gerade bei
geflüchteten Eltern steckt da sehr viel Schuld für
die Entbehrungen, die Fluchtgeschichte und die
erlebten Kriegszustände hinter. Sie wollen ihren
Kindern vieles ermöglichen und meinen, sie mit
allem überschütten zu müssen. Da ist es auch
wichtig in den Elternkursen darauf hinzuweisen,
dass das gar nicht sein muss.“
Das Team der Fachstelle bekommt, nach
kurzer Unterbrechung durch Corona, kurz
vor Ende des ersten Durchlaufs durchweg
positives Feedback der Eltern.
Inga Machleit: „Im September konnten wir das
vorletzte Modul nachholen. Da kam alle Eltern
und haben schon gesagt „Wir haben das
vermisst!“. Es ist viel Vergleich und viel Hilfe-
stellung, aber es lohnt sich. Diese Erfahrungen,
die kannst du aus keinem Fachbuch nehmen.“
Aufgrund der aktuellen Bestimmungen steht
das abschließende Modul noch aus. Der
Beginn des neuen Kurses wird sich ebenfalls
verzögern.
Hardfacts Spielgruppe:
Entstehung: 2016
Gruppen (unter Corona): fünf Gruppen à
vier bis fünf Kinder
Altersstruktur: Sechs-/Siebenjährige, Acht-
/Neun- bis Zehnjährige und Zehn- bis
Dreizehnjährige
(Jugendliche, die früher in der Gruppe
waren, haben danach Zugang zu
verschiedenen Projekten)
Taktung (unter Corona): 2wöchig
Hardfacts interkultureller
Elternkurs:
Entstehung: Sommer 2019
Gruppen: sechs Elternpaare
Taktung: sechs Module
Sprache: einsprachig, wechselnd je nach
Kurs
Vorbild: Elterntraining Refugio München
(klick mich an)
Kontakt:
Markus Göpfert | Tel. 02651 — 98 69-140
goepfert-m@caritas-mayen.de
Inga Machleit | Tel. 02651 — 98 69-182
machleit-i@caritas-mayen.de
Inga Schroeder | Tel. 02651 — 98 69-181
schroeder-i@caritas-mayen.de
Maria Zagaynova | Tel. 02651 — 98 69-133
zagaynova-m@caritas-mayen.de
Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text
darauf verzichtet, geschlechtsspezifische
Formulierungen zu verwenden. Soweit
personenbezogene Bezeichnungen nur in
männlicher Form angeführt sind, beziehen
sie sich auf Männer und Frauen in gleicher
Weise.